Burnout-Syndrom – erst Feuer und Flamme, dann völlig ausgebrannt

Vom Winterschlaf direkt in die Frühjahrsmüdigkeit, Erschöpfung und Frustration anstelle des früheren Enthusiasmus, Gefühle von Überdruss und Gleichgültigkeit, körperliche Erschöpfung und Vereinsamung – rund 300.000 Deutsche leiden am Burnout-Syndrom.

Längst sind es nicht mehr nur Manager und Menschen in Pflegeberufen, die innerlich ausgebrannt sind. Auch Büroangestellte, Angehörige von Erkrankten, Mütter und sogar schon Schüler klagen über die typischen Symptome. Schon kleinste Anstrengungen werden zum Kraftakt, sich zu Aktivitäten wie Sport oder Kinobesuchen aufzuraffen, erscheint schier unmöglich, echte Erholung in weiter Ferne. Oft trifft es gerade diejenigen, die einmal besonders engagiert waren und die eigenen Bedürfnisse zurückgestellt haben: "Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich all diese Anforderungen nicht mehr bewältigen konnte" – so Sven Hannawald, der wohl berühmteste "Ausgebrannte", in seinem aktuellen Interview mit dem stern. Die Betroffenen suchen häufig erst dann Hilfe, wenn sich körperliche Symptome zeigen. An erster Stelle stehen hier psychosomatische Erkrankungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Muskelverspannungen oder Bandscheibenprobleme. In der Regel von keinem organischen Befund gestützt lauten die Diagnosen "nervöser Erschöpfungszustand", "depressive Verstimmung" oder "unklares Müdigkeitssyndrom".

Wissenschaftler warnen vor Burnout

In 90 Prozent aller Betriebe sind seit dem Jahr 2000 die psychischen Belastungen der Beschäftigten gestiegen. Rund ein Drittel melden vermehrte körperliche Belastungen. Das zeigt eine Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung unter mehreren Tausend Betriebs- und Personalräten. Gründe für den wachsenden Stress im Job: Stellenabbau, Arbeitsverdichtung, Zeitknappheit, steigende individuelle Verantwortung der Beschäftigten sowie schlechtes Führungsverhalten.

Ermitteln Sie Ihr Burnout-Risiko

  1. Fühlen Sie sich schon länger als 6 Monate total erschöpft?
  2. Fehlt Ihnen oft die Energie für die einfachsten Aufgaben des täglichen Lebens?
  3. Brauchen Sie immer länger, um sich zu erholen?
  4. Fühlen Sie sich schon beim Aufstehen erschöpft?
  5. Leiden Sie unter Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit?
  6. Haben Sie den Spaß an den meisten Dingen verloren?
  7. Haben Sie das Gefühl, mit immer mehr Energie immer weniger zu erreichen?
  8. Ziehen Sie sich vermehrt von Ihren Mitmenschen zurück?

Wenn Sie 5 oder mehr Fragen mit "ja" beantwortet haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen.

Erste Hilfe bei Burnout

Zuerst einmal dafür sorgen, dass es dem Körper gut geht: Ausreichend schlafen, gesund essen, viel bewegen und sich Zeit für die Körperpflege nehmen. Regelmäßig kleinere Pausen einlegen und bewusst Zeiten ohne Anstrengung einplanen. "Nein"-Sagen lernen und Aufgaben delegieren, nicht alles perfekt machen wollen. Eine ambulante oder auch stationäre psychotherapeutische Behandlung zeigt Wege aus der Krise auf, ist allerdings gerade für Mütter und Väter mit betreuungspflichtigen Kindern im Alltag schwierig zu realisieren. Im Rahmen einer Mutter- oder auch Vater-Kind-Kur werden die Kinder mitbetreut bzw. – bei entsprechendem Bedarf – mitbehandelt. Drei Wochen Auszeit, um neue Kraft zu schöpfen und Hilfe zu finden beim angemessenen Umgang mit Stressoren. Damit der nächste Burnout nicht schon vorprogrammiert ist.