Herzklappen-Erkrankungen: Warnsignale nicht übersehen!

Zunehmende Atemnot unter körperlicher Belastung – viele Betroffene halten dies für eine normale Alterserscheinung. Dabei kann dieses Symptom ein Warnsignal für eine Herzklappenerkrankung sein. Diese bleibt damit oft über Jahre unerkannt, bis schließlich unwiderrufliche Schäden am Herzmuskel vorhanden sind.

Es ist ein Hohlorgan – sprich eine von Muskeln und anderem Gewebe umschlossene Höhle. Das Herz besteht aus je zwei Herzkammern (Ventrikel) und Herzvorhöfen (Atrium). Die beiden Kammern des Herzens werden über je ein Einlassventil mit Blut gefüllt und über je ein Auslassventil entleert – den insgesamt vier Herzklappen. Diese werden je nach Form in Segel- und Taschenklappen unterschieden. Die Segelklappen liegen zwischen Herzvorhöfen und Herzkammern, die Taschenklappen am Ausgang der beiden Kammern.

Aufgaben der Herzklappen:

  • Den Rückfluss des Blutes in Kammer und Vorhof verhindern
  • Die Fließrichtung des Blutes bestimmen und einen gleichmäßigen Blutfluss zu gewährleisten

Herzklappenerkrankungen

Mit zunehmendem Alter leiden immer mehr Menschen an einer Störung der Herzklappenfunktion: Durch Einengungen, Verkalkungen oder Undichtigkeiten wird der Blutstrom behindert. Bei undichten Klappen fließt nach jedem Herzschlag das Blut teilweise durch die Herzklappe zurück, bei verengten Klappen staut es sich vor der Klappe und das das Herz muss mehr pumpen. Diese zusätzliche Belastung versucht das Herz zunächst durch Kompensationsmaßnahmen zu bewältigen, z. B. durch verstärkten Muskelaufbau. Langfristig kommt es jedoch zu einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) bis hin zum Herzversagen.

Formen der Herzklappenerkrankung:

  • Klappenverengung (Stenose)
  • Klappenundichtigkeit (Insuffizienz)
  • Kombinierter Klappenfehler (Undichtigkeit und Verengung)

Herzklappenfehler werden überwiegend im Laufe des Lebens erworben. Bei der heutigen hohen Lebenserwartung stehen Klappenfehler im Vordergrund, die auf „Verschleiß“ zurückzuführen sind. Die Klappen nutzen sich im Laufe eines langen Lebens ab. Dadurch können sie sich verengen oder schlussunfähig werden. Andere Herzklappenfehler entstehen infolge einer Entzündung der Herzklappen durch akutes, rheumatisches Fieber, durch eine bakterielle Herzklappenentzündung oder als Folge einer Herzkrankheit, z. B. eines Herzinfarkts. Sie können auch im mittleren und im jungen Lebensalter auftreten. Angeborene Herzklappenfehler sind sehr selten und kommen nur bei rund 3 Prozent aller Menschen vor.

Symptome und Beschwerden

Je früher die Herzklappenerkrankung erkannt wird, desto effektiver können Therapiemethoden eingesetzt werden. Wünschenswert ist deshalb, dass Betroffene die Warnsignale als solche erkennen und nicht als banal abtun. Zwar fällt vielen Betroffen die früher oder später auf, dass sie weiniger belastbar sind als früher. Da sich die Krankheit meist nur langsam verschlechtert, kommt es nicht zu einem plötzlichen Leistungsknick, sondern die Beschwerden nehmen schleichend zu. Und das wird oft irrtümlich als normaler Vorgang des Älterwerdens verstanden. Defekte Klappen können zu einer verminderten Pumpleistung des Herzens – vor allem unter Belastung – führen. Deshalb sollte man hellhörig werden, wenn bereits beim Spazierengehen oder anderen leichten Belastungen ein verstärktes Atmen oder sogar Luftnot auftritt. Wachsam sollte man jedoch nicht nur bei Leistungseinschränkungen sein. Je nach Art des Herzklappen-Defekts kann es auch zu kurzen Ohnmachtsanfällen, Schmerzen im Brustkorb, Wasseransammlungen in den Beinen oder zu starkem Pulsanstieg unter bereits geringer Belastung kommen.

Diagnose und Therapie

Ob tatsächlich eine Klappenerkrankung für vorhandene Beschwerden verantwortlich ist, sollte man auf alle Fälle mit einem kurzen Besuch beim Arzt klären, der den Brustkorb mit einem Stethoskop nach auffälligen Geräuschen der Herzklappen abhört. Für eine exakte Diagnose sorgt eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie), die einen genauen Einblick in das Herz ermöglicht und ohne Röntgenstrahlen auskommt. Je nach Art und Ausprägung des Klappenfehlers stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Bei geringergradigen Störungen werden häufig zunächst nur die Symptome medikamentös behandelt. Ist das nicht (mehr) ausreichend möglich, steht meist eine Operation an – möglichst bevor der Herzmuskel sich unwiderruflich verändert hat. Möglich sind eine Klappensprengung durch den Herzkatheter (bei Verengungen), eine Klappenrekonstruktion, bei der die Klappe repariert wird, oder ein Klappenersatz, bei der die defekte Klappe durch eine neue (aus Kunststoff, Metall, Graphit oder menschlichem bzw. tierischem Gewebe) ausgetauscht wird. Die letzen beiden Eingriffe werden in Vollnarkose durchgeführt, da der Brustkorb dafür eröffnet werden muss.

Der Arzt beurteilt, wann ein solcher Eingriff notwendig wird, um das Leistungsvermögen zu steigern und Lebenszeit zu gewinnen. Zwar bestehen Risiken, doch sind diese in der Regel durch die Erfolgsaussichten gerechtfertigt: Die Lebensqualität bessert sich deutlich, selbst eine bereits vorhandene Herzschwäche bildet sich oft zurück.